Es ist, wie es isst – und muss blutig sein!

Die Cuisinière & Der Connaisseur begaben sich diesmal in die Toskana in Wien und besuchten die „Trattoria La No“, wo das Fleisch noch im Schrank hängt und das Knochenmark zum Eingraben ist.

Wolfgang Fischer & Jacqueline Pfeiffer
Jacqueline Pfeiffer & Wolfgang Fischer
Essen sich für Newsflix durch Österreich: Wolfgang Fischer und Drei-Hauben-Köchin Jacqueline Pfeiffer

„Was dich immer in das Grätzel um die Oper zieht“, wunderte sich Der Connaisseur, „behauptest du nicht, der Wiege des Skilaufs zu entstammen?“, quittierte er ihren Vorschlag, einen Italiener in der Annagasse in der Wiener City aufzusuchen. „Ich bin zwar in Lilienfeld geboren, habe aber, man glaubt es kaum, kurze Zeit in der Annagasse gewohnt.“ „Das waren noch Zeiten!“, meinte er, „und im berühmten Wienerwald neben dem Kino hast du deinen ersten kulinarischen Schliff erhalten?“, wurde er fast gehässig. Seine Fantasie war nicht mehr aufzuhalten, als Die Cuisinière auch noch ihre Zeit dortselbst im Kindergarten mit leuchtenden Augen erwähnte. „Da hat sie die Liebe zum Kochen entdeckt“, sagte er halblaut zu sich … aber laut genug.

Schweigen ist eine der größten friedenserhaltenden Tugenden, zitierte sie den Connaisseur – wohl nicht zum letzten Mal von ihm im Shilla gehört – und schwelgte in den Innenstadt-Erinnerungen.

Egal, denn die „Trattoria La No„, die sie meinte, hatte er schon länger im Auge, hatte er sie doch erst unlängst mit einer kleinen feinen Männerrunde – Stichwort blutiges Fleisch – getestet. Das Bistecca war großartig – und groß!

Der Chef tranchiert PrivatPrivat

Nicht nur aus Recherchezwecken machte sich Die Cuisinière also allein auf den Weg. Telefonisch für zwei Personen reserviert („Wenn du nur für einen reservierst, ist es meistens aussichtslos!“, plaudert die öfter allein reisende Cuisinière aus dem Nähkästchen), um dann telefonisch ihre Ankunft um eine Stunde nach hinten zu verschieben. Und trotzdem wurde sie freundlich, obwohl allein, begrüßt und ein Tisch zugewiesen („Und nicht, wie oft sonst gerne üblich, direkt neben der Toilette“, freute sie sich).

Dieses Werk würde in Wahrheit so manche Komplikationen lösen :) PrivatPrivat
Dieses eventuell auch :-) PrivatPrivat

Das Lokal war voll, die Kellner sehr freundlich, aber die Wartezeit etwas länger. Was ihr die Möglichkeit gab, die originellen Wandzeichnungen ausführlich zu studieren. Nach 15 Minuten war Die Cuisinière schon sehr durstig und hätte gerne etwas zu trinken bestellt, was mit dem überraschenden Satz „Das ist ein Speiselokal“ quittiert wurde. Ihr „Aperitif, bitte“ löste die Verwirrung.

Handgehacktes Rinder-Tartar mit gratiniertem Knochenmark PrivatPrivat

Das Gedeck, selbstgemachtes Brot mit Olivenöl (hervorragend) und Pomodoro, um drei Euro sehr fein, das Beef Tartar mit gratiniertem Knochenmark um 17,80 Euro löste Entzücken bei der Cuisinière aus, „ich hätte mich eingraben können, am liebsten nur Knochenmark.“

Seinen Hinweis auf die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ignorierte sie geflissentlich, weil das Tartar („für diesen Cut braucht man schon einen besonders guten Fleischer“) so ausgezeichnet – weil so „puristisch“ – war.

Beim Herrenbesuch waren es die „Antipasti giorni“, eine Art dicker geschnittenes Carpaccio (hatten wir schon im „Ragusa“ und im „trude & töchter“) – „sowas wie toskanisches Bündnerfleisch“, wie der Chef erläuterte, mit Spargel. Eine hervorragende Kombi (um 16,80 Euro).

Carpaccio Art toskanisches Bündnerfleisch mit Spargel PrivatPrivat

Die nachfolgenden „Tagliolini al tartufo Bianchetto“ spielten „alle Stückerln – außer dass sie nicht aus Alba“ kämen, moniert Der Connaisseur. „No na“, versuchte sich Die Cuisinière in einem Wortspiel, „um 24 Euro wirst du keinen Perigord bekommen.“ „Aber“, weiß sie sich mit der ersten Adresse für kulinarische Italianitá, Luca Miliffi, dem Trüffel-Papst, eins, „die Bianchetto, auch Marzuolo genannt, ist eine Trüffel von hoher Qualität zu einem erschwinglichen Preis!“

Hausgemachte Tagliolini mit Bianchetto-Trüffel PrivatPrivat

Die Herren machten weiter mit einem Bistecca aus dem Fleischschrank. Wo dem geübten Veganer, der übrigens auch Anti-Alkohol-Gegner ist, die Augen aufgehen. Erst am Vortag hätte Mario, der aus Montignoso in der Toskana stammende ‎Padrone‎, eigenhändig ein hübsches Trum des Bistecca Chianina importiert, erzählte er, im Reifeschrank würden etwa 80 Kilo hängen. Das italienische Rind dürfe nur aus der Maremma oder der Toskana kommen und „ist die 80 Euro auf den Kilo, wenn es SO zubereitet wird, in jedem Fall wert“, gerät Der Connaisseur ins Schwärmen. “So zubereitet“ heiße „bleu oder maximal medium rare, dazu nur Pfeffer und Fleur de sel, sowie einige Tropfen bestes Olivenöl“, erläutert Die Cuisinière.

Da merkt man, dass Mario Lorenzettis Familie seit 70 Jahren im toskanischen Ristorante LA NO‘ über Generationen eine große Tradition aufbauen konnte.

Der Bistecca Fiorentina Schrank … PrivatPrivat

Die Cuisinière testete bei ihrem Sololauf dafür die „Orecchiette mit Wolfsbarsch und Spargel“ um 19,80 Euro, und wieder geriet sie ins Schwärmen: „Ein in sich perfektes Pasta-Gericht mit Körper und trotzdem mit dieser notwendigen Leichtigkeit.“ „Da konnte ihre Kindheit in der Annagasse mit dem Take Away-Gummiadler aus dem Wienerwald am Heimweg aus dem Kindergarten nicht mithalten!“, kommentierte Der Connaisseur.

Orecchiette mit Wolfsbarsch und grünem Spargel PrivatPrivat

Bei den Desserts kann sowohl das Ricotta, als auch das Tiramisu (je 8 Euro) mit dem vorher Gebotenen mithalten.

Das Tiramisu PrivatPrivat

Ah ja, als passionierte Anti-Alkohol-Gegner noch ein Wort zur Weinkarte: ausgewogen, schön und mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, beispielsweise ein Vernaccia aus San Gimignano um 34 Euro.

Darüber waren sie sich einig: die „Trattoria La No“ zählt zweifellos zu den besten Italienern in der Stadt.

Dieser Artikel ist zuerst auf NewsFlix erschienen.

Lokal

Dieses Restaurant haben wir in dieser Kritik besucht:

Trattoria Toscana La NO

Annagasse 12, 1010 Wien
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